Nachhaltige Absichten und nachhaltiges Verhalten

Oft sind unsere Absichten nicht deckungsgleich mit unserem Verhalten. Dass wir nicht alles, was wir beabsichtigen, auch umsetzen können ist nicht verwunderlich oder per se schlecht. Doch bei Themen die uns wirklich am Herzen liegen oder langfristig Handeln zwingend erfordern, kann dies ein echtes Problem darstellen.

Ein Ansatz, die Lücke zu verkleinern, ist herauszufinden wo entlang des Prozesses unser tatsächliches Verhalten mit der Absicht auseinanderdriftet. Wenn wir wissen ob das Problem in der Anfangsphase, in der Umsetzung oder im Abschluss liegt, können wir unterschiedliche Maßnahmen ergreifen, die uns helfen, unsere Intentionen in die Tat umzusetzen.

Vorbereitung

Oft vergessen wir im schnelllebigen Alltag schlicht und einfach, dass wir in einer bekannten Situation anders Verhalten wollten als bisher. Oder wir erkennen die Möglichkeiten nicht, die sich uns öffnen.

Um die „Startprobleme“ in den Griff zu kriegen, können wir uns unterschiedliche „Reminder“ aufbauen. Das kann ein Kalendereintrag sein oder ein Objekt an einem bestimmten Ort, das uns an unsere Absichten erinnert. Wie schon an anderer Stelle diskutiert, reicht der Kauf eines Nachhaltigen Produktes nicht aus, um „nachhaltig zu sein“, aber es kann ein starker Ausgangpunkt sein, der uns daran erinnert wohin wir wollen.

Wenn wir im Alltag keine geeigneten Möglichkeiten finden, um unser neues Wunschverhalten auszuprobieren, versuchen Sie nicht nach der perfekten Möglichkeit zu suchen. Wenn Sie zum Beispiel Ihren CO2-Abdruck verringern möchten, müssen Sie nicht sofort einen Tesla kaufen. Kompensieren Sie. Z. B. Ihre nächste Flugreise oder kaufen Sie einmal im Monat auf dem Markt ein, senken Sie die Heizungstemperatur um 1 Grad, etc.

Die Möglichkeiten sind groß und sie werden Sie immer leichter erkennen. Bedenken Sie, dass es darum geht, unser Verhalten langfristig anzupassen. Wenn die erste Möglichkeit nicht ideal ist, dann ist dies völlig OK, da die Verhaltensänderung über die Zeit ihre Wirksamkeit entfaltet und nicht in einer einzigen Aktion. Wichtig ist es zu Beginnen.

Um sich selbst gesteckte Ziele vermehrt ins Gedächtnis zu rufen und Möglichkeiten besser zu erkennen hilft Vorbereitung. Setzen Sie sich mit Thema auseinander in welcher Form auch immer: Recherchieren, Lesen und Unterhalten Sie sich zu dem Thema und es wird in Ihrem Leben automatisch präsenter werden. Sie sensibilisieren sich (und andere) und werden neue Optionen erkennen.

Es ist auch hilfreich, sich vorzustellen und auszumalen was passiert, wenn Sie untätig bleiben. Die Verdeutlichung von negativen Konsequenzen kann ein starker Motivator sein.

Umsetzung

Um „am Ball zu bleiben“ hilft, es den Fortschritt zu messen. Bekannt ist, dass die Wahrscheinlichkeit Ziele zu erreichen steigt, wenn wir sie „monitoren“ , ggf. gerade weil wir dadurch Diskrepanzen zwischen Ziel und aktuellem Verhalten aufdecken. Dies können Sie in Form eines Tagebuchs machen, einer Checkliste oder mit einer App.

Achten Sie darauf, dass Sie nicht zu viele Ziele gleichzeitig haben. Ihre Zeit ist begrenzt und somit stehen Ziele automatisch im Wettbewerb zueinander. Sie können ganz einfach gesagt nie mehr als ein Ziel mit höchster Priorität haben. Konzentrieren Sie sich auf wenige Ziele, damit sie in diesen Fortschritte erzielen können.

Dass die Umwelt uns und unser Verhalten stark beeinflusst, dürfte jedem vertraut sein. Erinnern Sie sich an Ihre Zeit an der Universität? Das Lernen, Recherchieren und schreiben fiel meist deutlich leichter mit den Leidensgenossen in der Bibliothek.

Machen Sie sich dies bewusst und suchen Sie sich eine Umwelt, die Sie in Ihren Bestrebungen unterstützt. Beispielsweise ist die Wahrscheinlichkeit, Solarzellen auf dem Hausdach zu installieren, signifikant höher, wenn auch Ihre Nachbarn Solarzellen haben:

A major predictor of whether people will install solar panels is whether their close-by neighbors have done so.

White et al. 2019

Ein weiterer und sehr gut fundierter Ansatz, der uns in der Umsetzung von Absichten hilft, ist die „Wenn-Dann-Planung“. Wenn X eintritt, mache ich Y. Dies trifft auf mögliche Chancen und Risiken gleichermaßen zu. Nach der Identifikation von potenziellen Chancen und Risiken überlegen Sie sich also was sie im Falle eines Eintritts machen. Risiken werfen eine dadurch weniger zurück, denn sie sind eben eine erwartbare Hürde auf dem Weg zum Ziel. Sie werden Chancen besser erkennen, wenn Sie sich vorher schon einmal überlegt haben wie diese denn aussehen könnten und was sie machen können, um sie zu ergreifen.

Abschluss

Selbst im Abschluss lauern noch Fallen, die uns daran hindern unsere Absichten umzusetzen. So kann es passieren, dass man gerade, weil man guten Fortschritt macht, Dinge nicht zu Ende bringt. Mit dem Gefühl, man sei so gut wie fertig und in der Erwartung erfolgreich zu sein, ziehen wir uns zurück und schaffen es dann letztlich nicht bis zum Ende.

Die beste Option hier ist, sich schon während der Zielformulierung Kriterien zu überlegen wann eine Absicht umgesetzt, bzw. Abgeschlossen wurde. In der Softwareentwicklung ist das Problem hinreichend bekannt, weshalb hier viel Aufwand in die Formulierung von Anforderungen, Akzeptanzkriterien und Tests gesteckt wird. Besonders wichtig ist, dass diese einfach, eindeutig und überprüfbar sind.

Zusammengefasst können wir sagen, dass Absichten eben Absichten sind und nur den Startpunkt für eine gezielte Umsetzung darstellen. Während die beschriebenen Hürden erst einmal nicht besonders motivierend erscheinen, ist es wichtig, nicht zu vergessen, wie oft Absichten dann doch umgesetzt werden: Sheeran und Webb bezifferten dies nämlich auf 50 %. Auch wenn die Quote bei dem genannten Beispiel der nachhaltigen Produkte darunter liegt, finden wir dies beachtlich. Denn jeder weiß wie viele Hindernisse auftauchen, wenn man doch „nur schnell etwas einfach machen möchte“.

Und für die uns wirklich wichtigen Themen gibt es die besprochen Ansätze, die uns helfen diese Quote jenseits der 50 % zu heben. Wenn Sie selbst andere Methoden kennen, wie man die Implementierung von Absichten verbessert freuen wir uns von Ihnen zu hören. Denn auch wir sind mit dem Problem herzlich vertraut und dankbar für jede Hilfe, die den Prozess vereinfacht.


Quellen:

  • White, Hardisty, Habib, The Elusive Green Consumer, Harvard Business Review, July–August 2019 Issue
  • Sheeran, Webb, The Intention–Behavior Gap, Social and Personality Psychology Compass 10/9, 1016 available at https://www.researchgate.net/publication/307857321_The_Intention-Behavior_Gap

Bildquellen:

  • Einführung: Eigenes Bild
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