Wolle unter dem (Feuerwehr) Anzug?

Wolle unter einem Anzug zu tragen mag vielleicht erstmal nicht besonders sinnvoll klingen für eine verbesserte Regulierung der Körpertemperatur. Schließlich wärmt und isoliert Wolle. Aber ein Blick auf Anwendungsfälle im Extrembereich verdeutlichen oft Prinzipien die auch im Alltag gelten. In diesem Artikel möchten wir die Anwendung von Merino Wolle durch die Feuerwehr betrachten:

Welche Bedeutung und Funktion hat dann die Kleidung der erste Schicht? Die Auswirkungen der Materialwahl sind auch hier erheblich und beeinflussen das Risiko und den Komfort der Einsatzkräfte signifikant:

Eine zweite Haut für die, die durchs Feuer gehen.

Merino Wolle bietet Einsatzkräften elementare Vorteile gegenüber Baumwolle und den klassischen synthetischen Materialien. Aber erst einmal macht sich auch die Feuerwehr das Schichtenprinzip zu Nutze: Differenziert wird zwischen der „next-to-skin“ Kleidung (~dem Baselayer) und der äußeren feuerwehrtechnischen Schutzausrüstung.

Die Materialien, welche derzeit in den gängigen Feuerwehr Schutzausrüstungen Verwendung finden, setzen sich aus dicken, starren  Fasern zusammen. Diese sind notwendig, um die Personen vor Flammenstößen, Dampfbildung, Wasser, Atemgiften, Hitze und auch Kälte zu schützen.

Die Auswirkungen der Materialwahl sind auch hier erheblich und beeinflussen das Risiko der Einsatzkräfte signifikant:

  • Plastik ist wenig atmungsaktiv und bietet fast keinen Schutz gegen direkte Flammenstöße. Bei Hitzeeinwirkung beginnt Plastik sich zusammenzuziehen. Bei noch höheren Temperaturen fängt Plastik an zu tropfen. Bei Kleidung führt dies zu starken Verbrennungen. Auch lässt sich diese Kleidung nach Kontakt mit Flammen nur schwer bis gar nicht vom Körper entfernen.
  • Baumwolle hat den Nachteil, dass die Fasern große Mengen an Wasser speichern können. Feuerwehrpersonal unter Atemschutz kann bei einem zwanzig minütigen Einsatz schnell bis zu 2 Liter Flüssigkeit verlieren. Diese Feuchtigkeit wird nun von der Baumwolle aufgesogen, die nur sehr langsam wieder trocknet. Die „gespeicherte“ Flüssigkeit reduziert die Schutzwirkung der äußeren Schicht.

Merino bietet als „next-to-skin“ Base Layer für die Feuerwehr folgende Vorteile

  • Kein Zusammenziehen, Tropfen oder Verklebung mit der Haut bei Flammenkontakt oder hohen Temperaturen
  • Keine Giftstoffe im Material
  • Hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber chemischen Rückstände (z.B. Aerosolen)
  • Wärmeregulierend, Reduzierung der Gefahr der Überhitzung oder Unterkühlung
  • Entzündungstemperatur >570°C
  • Hoch Flexibel bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit

Und die Eigenschaften die nicht zwangsläufig einsatzkritisch sind, bedeuten erhöhten Komfort:

  • Feuchtigkeitsregulierend
  • Antibakteriell
  • Geruchsmindernd, auch nach längerem Tragen

Es gibt einige Feuerwehren und Sicherheitsorganisationen, welche Merino als „next-to-skin“ einsetzen.

Wenn die Feuerwehr auf dieses Material vertraut, dann wird es sicherlich mit den Herausforderungen eines stressigen Bürotages zurechtkommen.

Auch wenn Sie im Büroalltag wahrscheinlich andere Arten von Feuern löschen: Die Eigenschaften, die Merinowolle für den Einsatz von Feuerwehren und Sondereinsatzkräften qualifiziert werden auch Ihren Alltag komfortabler machen.

Vergleich von verschiedenen Materialien
MaterialEntzündungspunktSchmelzpunkt
(Merino) Wolle~570 °CMaterial schmilzt nicht
Baumwolle~250°CMaterial schmilzt nicht
Nylon~485°C~160°C
Polyester~485°C~250°C